Nachhaltigkeit und hybride Konzepte
06.12.2021 Von Klaus Länger
Nachhaltigkeit nimmt beim Geschäft mit Druckern und Managed Print Services einen immer höheren Stellenwert ein. Schließlich wird hier mit Verbrauchsmaterialien wie Papier, Toner und Tinte gearbeitet. Gleichzeitig werden Konzepte für hybrides Arbeiten notwendig.
Zu Gutenbergs Zeiten war das Drucken auf jeden Fall eine nachhaltige Angelegenheit: Die Druckerpressen bestanden größtenteils aus Holz, die Druckerschwärze aus Ruß und Harzen. Das Gießen der Lettern aus Blei dürfte heute allerdings die Umwelt-Alarmsirenen schrillen lassen. Die Geschwindigkeit und Leichtigkeit, mit der heute akkurat bedruckte Blätter selbst aus einem kleinen Arbeitsplatzdrucker herausgeschoben werden, dürfte allerdings auf Gutenberg und seine Zeitgenossen wie Zauberei gewirkt haben. Zurück zur handbetriebenen Druckerpresse will und kann also niemand.
Nachhaltiger muss die Branche allerdings trotzdem werden, auch wenn sich hier in den letzten Jahren schon viel zum Positiven hin geändert hat. So verbrauchen Laserdrucker und MFPs generell insgesamt Strom, und bei Tintendruckern kamen Modelle mit Nachfülltanks statt Patronen auf den Markt. Dazu kommen Recycling und Refill-Konzepte für Tonerkartuschen und Tintenpatronen sowie umweltfreundlichere Verpackungen ohne Styropor. Bei der Produktion der Geräte wird Recyclingmaterial eingesetzt, und das Produktdesign soll eine einfachere Wiederverwertung ermöglichen.
Nachhaltigkeitsinitativen der Hersteller
Ein Beispiel für ein weitgehendes Recycling-Konzept ist Brother. Die Firma betreibt seit fast 15 Jahren ein eigenes Werk in der Slowakei, das ausgediente Tonerkartuschen aufbereitet und erneut befüllt. Die Kunden können Kartuschen, Trommel-Einheiten und Tintenpatronen kostenfrei einsenden. „Von den 1,6 Millionen Kartuschen alleine im vergangenen Geschäftsjahr stammen übrigens 40 Prozent aus Deutschland und Österreich”, erklärt dazu Sascha Bick, Vertriebsleiter Fachhandel Retail & Distribution bei dem Hersteller.
Kyocera Document Solutions baut bereits seit 1992 Drucker mit langlebigen Bildtrommeln aus Keramik. Die werden neben PSLP-Trommeln noch heute bei der Ecosys-Technologie eingesetzt, die dafür sorgt, dass nur die Tonerbehälter getauscht werden müssen. Die Fotoleitertrommel ist in der Regel für die gesamte Einsatzzeit des Druckers ausgelegt. Laut Hersteller soll das die Abfallmenge um bis zu 75 Prozent reduzieren. Zudem sind seit Oktober 2019 alle in Deutschland und Österreich verkauften Drucker und Multifunktionssysteme CO2-kompensiert. Bei den Tonern ist das schon seit 2013 der Fall.
Mit Planet Partners betreibt HP ebenfalls ein eigenes Rücknahmeprogramm für Tonerkartuschen und Tintenpatronen. Zudem wird Recyclingkunststoff für die Produktion neuer Verbrauchsmaterialien verwendet. Bis 2030 soll hier CO2-Neutralität erreicht werden. Von den als sehr umweltfreundlich gepriesenen Pagewide-Druckern und MFPs hat sich das Unternehmen dagegen dieses Jahr verabschiedet und konzentriert sich für den Bürodruck auf Laser. Allerdings liegen die Laserjet A4-Drucker der aktuellen Generation „beim Energieverbrauch auf Augenhöhe mit den Pagewide-Druckern”, so das Unternehmen in einer Stellungnahme. Künftige Lasergenerationen sollen noch sparsamer werden. Die eher für SMB-Kunden bestimmten Officejet-Tintendrucker werden weiterentwickelt.
Epson baut dagegen das Tintendruckerportfolio für Businesskunden weiter aus und setzt dabei auf Nachhaltigkeit durch den Verzicht auf Tintenpatronen in einigen Modellreihen. Beispiel sind die für MPS-Anbieter bestimmte WorkForce Pro RIPS-Serie mit großvolumigen Tintenbeuteln und die für SMB und Homeoffice ausgelegten Ecotank-Geräte mit per Flasche nachfüllbaren Tintentanks. Im Vergleich zu Lasergeräten kommen die Tintendrucker zudem mit deutlich weniger Strom aus. Laut Henning Ohlsson, Geschäftsführer bei Epson Deutschland, hat seine Firma zudem ambitionierte Umweltziele: „Unsere Umweltvision 2050 enthält das langfristige Ziel, bis zum Jahr 2050 eine negative CO2-Bilanz aufzuweisen.” Mittelfristig sollen sämtliche CO2-Emissionen im Einklang mit dem 1,5-Grad-Ziel reduziert werden. Epson Deutschland arbeitet laut Ohlsson bereits seit 2008 komplett mit Ökostrom.
Nachhaltigkeitsziele formulieren natürlich auch andere Druckerhersteller wie Canon, Lexmark, Ricoh oder Xerox. Schritte auf diesem Weg sind bei allen Herstellern Konzepte für eine Kreislaufwirtschaft, die Senkung des Energieverbrauchs der Geräte und die Reduzierung der CO2-Belastung durch Produktion und Vertrieb. Konkrete Beispiele sind etwa die Refurbishing-Initiativen von Canon und Ricoh. Lexmark und Xerox unterstützen PrintReleaf. MPS-Kunden haben die Option, in ihre Verträge das Pflanzen von Bäumen zur Kompensation des Papierverbrauchs aufzunehmen.
Allerdings sinkt im Zuge der Digitalisierung das Druckvolumen in den Unternehmen, was auch die Systemhäuser und Druckdienstleister registrieren. Laut dem Systemhaus Höll in Baden-Baden lag die Anzahl der gedruckten Seiten im Jahr 2020 immerhin 14 Prozent unter dem Jahr 2018. Dass in diesem Jahr wieder mehr gedruckt wurde, sieht das Systemhaus als Ausreißer bedingt durch die Covid-19-Pandemie.
Drucken und Scannen in der hybriden Arbeitswelt
Die fortschreitende Digitalisierung und der stärkere Fokus auf Nachhaltigkeit sind zwei Aspekte von neuen hybriden Arbeitskonzepten, dem die Firma Höll gemeinsam mit Partnern wie Lexmark, Epson und Konica Minolta im November ein zweitägiges digitales Event zum Thema „Zukunft des Arbeitens“ gewidmet hat. Carolin Höll, Geschäftsführerin des Systemhauses, ist fest davon überzeugt, dass sich die Arbeitswelt hin zu einem hybriden Modell wandeln wird, in dem viele Beschäftigte einen Großteil ihrer Arbeit im Homeoffice erledigen und die Firma mehr zu einem Raum für Meetings und gemeinsamer Arbeit wird.
Welche Auswirkungen das auf das Geschäft mit Druck- und Dokumentenlösungen haben wird, ist noch nicht ausgemacht. Bei Höll geht man von einem allmählichen Wechsel zu weitgehend digitalen Arbeitsweisen aus, die allerdings in einem ersten Schritt eine Optimierung der noch vorhandenen papierbasierten Prozesse erfordern, um den Übergang möglichst reibungslos zu gestalten. Ein wichtiges Element stellt dabei die Verlagerung von Print Services in die Cloud dar, begleitet von zentral genutzten Multifunktionsgeräten in den Büros. Diese werden vor allem zur Digitalisierung von Dokumenten genutzt, mit denen dann im Homeoffice weitergearbeitet wird. Von dem Szenario geht man auch bei Konica Minolta aus, wie Björn Wittneben auf dem Höll-Event konstatiert. Er verantwortet bei dem Hersteller das Projektgeschäft und Business Development.
Managed Print Services gehen in die Cloud
Bei HP registriert man allerdings derzeit „eine echte Renaissance des Druckens – auch zu Hause“, so Susanne Kummetz, Director Commercial and Consumer Channel Sales bei HP Deutschland. Für sie gehören neben Notebooks mit Dock und separatem Monitor „auch Multifunktionsdrucker zur kompletten Homeoffice-Lösung.“ Auf der letzten HP Reinvent im September kündigte der Hersteller zudem Managed Print Services (MPS) für hybride Arbeitsumgebungen mit automatischer Verbrauchsmaterial-Versorgung und Wolf Security Pack an. Sie sollen ab Frühjahr 2022 bereitstehen.
Über eine Cloud-basierte MPS-Lösung mit Predictive Services verfügt Lexmark schon längere Zeit. Das Lexmark Global IoT System analysiert weltweit Sensor- und Leistungsdaten der Geräte, um so einen proaktiven Service zu ermöglichen. Zudem ist die Lexmark-Lösung laut Hersteller für hybride Arbeitsmodelle gerüstet. Mit der Optra-IoT-Plattform will Lexmark das eigene IoT-Ananlysesystem nun sogar für die Auswertung von Daten anderer IoT-Geräte nutzen, um sich so ein weiteres Geschäftsfeld zu eröffnen.
Für Kyocera Document Solutions erklärt Stephen Schienbein, Senior Direktor Vertrieb, dass mit flexiblen Arbeitsumgebungen „die Verfügbarkeit von Informationen entscheidend wird. Kyocera unterstützt Unternehmen deshalb auch mit innovativer Software beim Dokumentenmanagement“. Der Trend zum Homeoffice habe zudem Drucker und Multifunktionssysteme im A4-Segment stärker in den Fokus gerückt.
Bei Ricoh ist man laut Ingo Wittrock, New-Work-Experte und Marketing Director, gut für hybride Arbeitsmodelle gerüstet: „Im Mittelpunkt stehen dabei individuelle, skalierbare Lösungen, wie Ricoh Meeting Spaces sowie unsere Automatisierungs- und KI-basierten-Angebote, angefangen bei Docuware bis hin zu unseren intelligenten Drucksystemen, die für die hybrid arbeitende Belegschaft ideale Rahmenbedingungen schaffen.“ Ricoh hat den Dokumentenmanagement-Anbieter Docuware vor zwei Jahren übernommen, der eine ganze Reihe vorkonfigurierter Cloud-Lösungen anbietet.
Canon und Xerox haben ebenfalls eigene cloudbasierte Anwendungen für das Dokumentenmanagement im Portfolio. Bei Canon nennt sie sich Workspace Collaboration und bietet laut Hersteller vorkonfigurierte Anwendungen und Workflows für einen schnellen Einsatz. Bei Xerox erweiterte man das Konzept der ConnectKey-Apps um die cloudbasierte Workflow Central-Plattform für einen flexiblen und mobilen Zugriff auf die erfassten Daten.
Bei Brother und Epson setzt man für das Dokumentenmanagement und auch teilweise beim Printmanagement primär auf die Partner und deren Lösungen. Bick erklärt für Brother zum Thema Homeoffice und hybrides Arbeiten: „Da wir für den Bereich Small Office / Home Office ein breites Produktportfolio über alle Drucktechnologien anbieten, profitieren wir und unsere Partner von diesem Trend. Es geht nun unter anderem darum, die Fachhändler zu unterstützen, wenn sie Konzepte erstellen, um die Hardware in die vorhandenen Unternehmensprozesse zu integrieren und die Versorgung von Verbrauchsmaterialien sicherzustellen.“ Epson fokussiert sich beim Thema hybrides Arbeiten auf die Heatfree-Tintentechnologie mit geringem Stromverbrauch und einfacher Wartung, die der Hersteller daher als besonders geeignet für das Homeoffice ansieht.
Oki zieht sich hingegen komplett aus dem Office-Printing-Geschäft zurück und bedient auch nur noch bestehende MPS-Verträge. Stattdessen konzentriert sich der Hersteller auf vertikale Märkte mit Lösungen für den Sonderdruck.
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