New Leadership lässt sich erlernen – ein Interview mit Stephanie Salecker
Stephanie Salecker ist Leadership & Coaching Expertin und begleitet seit 20 Jahren internationale Führungskräfte und Top Teams auf dem Weg zu mehr Erfolg und Leichtigkeit. Salecker bildet Coaches, Führungskräfte und HR Professionals im eigenen Institut aus und macht sie fit für neue Leadership Konzepte. Sie selbst hat mehr als 15 Jahre Führungserfahrung in einem international renommierten Beratungs-Unternehmen, und dort große Leadership Programme im In- und Ausland entwickelt und geleitet. 2016 hat sie ihr Coaching Institut SolutionSurfers® Deutschland gegründet. Bei Höll begleitet Salecker das Führungsteam im Rahmen eines jährliches Leadership Offsites sowie die Geschäftsführung im Individual Coaching. Für unser Paper sprach sie mit uns über die Aufgaben und Chancen der New Leader.
Höll: Die digitale Vernetzung des Arbeitsalltags führt zu neuen Arbeitsweisen, New Work erfordert auch New Leadership. Was sind die neuen Anforderungen an Führungskräfte?
Salecker: Es gibt ein Grundpaket an Anforderungen, das wahrscheinlich immer bestehen wird, und zwar, die Fähigkeit Visionen klar rüberzubringen, die Fähigkeit mit Mitarbeitenden in Kontakt zu bleiben und einfach sehr strukturiert im Unternehmen zu arbeiten. Aber ich glaube, dass New Work auch neue Herausforderungen mit sich bringt.
Höll: Welche neuen Herausforderungen wären das?
Salecker: Zum einen gibt es neue Arbeitsformen. Wir haben mehr Distanz, mehr Home-Office und Flexibilisierung, da muss man erst mal lernen mit umzugehen. Also wie ist es, wenn nicht alle immer 9 to 5 in einem Büro sind. Zudem haben wir auch eine ganz neue Generation von Menschen in den Unternehmen. Themen wie Empowerment oder Eigenverantwortung werden immer wichtiger. Als Führungskraft muss man lernen, sich zurückzunehmen und lernen in einem Kontext zu führen, in dem man viel Verantwortung abgibt.
Höll: Wie können Führungskräfte ein Team auch auf Distanz erfolgreich leiten?
Salecker: Natürlich muss man sich mit digitalen und Kooperations-Plattformen auseinandersetzen und wissen, was es für Plattformen gibt, um selbst keine Scheu davor zu haben. Wichtig ist auch, dass man immer wieder die persönliche Ansprache sucht. Was in Unternehmen sonst so impliziert passiert, dass man sich zum Beispiel beim Kaffeeautomaten trifft, gibt es so nicht mehr. Man muss viel explizierter mit persönlichem Kontakt sein, Wertschätzung geben, MikroFeedback geben oder persönliche Entwicklungsziele abklären. Das dritte ist, dass man auch für seinen eigenen Energiehaushalt sorgen muss, dass man nicht in einem Meetingmarathon landet.
Höll: Wie kann man diese neuen Skills erlernen?
Salecker: Ich denke, sobald man ein Grundinteresse in Leadership hat, kann man diese Art von Führung erlernen. Was Führungskräfte immer mehr brauchen, sind Coaching Skills. Die Fähigkeit, erst zuzuhören, Wertschätzung zu vermitteln und immer wieder auf das Ziel zu verankern, wo wir hinwollen, was der Einzelne dazu machen kann und was der nächste Schritt wäre. Das ist etwas, was man lernen kann.
Höll: Was ist noch wichtig für einen New Leader?
Salecker: Selbstreflexion. In einer Welt, in der es gar nicht mehr so eindeutig ist, was Führung ist, muss man sich klarmachen, was für eine Art von Führung man verfolgen möchte. Es gibt ja nicht den einen New Leader. Manche sind mehr people oriented, andere weniger, die sind dafür hochinnovativ, schaffen Opportunitäten und sind so visionär, dass sie dadurch die Leute mitnehmen. Ich denke aber auch, dass man Führung nicht auf der Schulbank lernt. Man kann Skills erlernen, aber am Ende ist es Erfahrung und am besten reflektierte Erfahrung.
Höll: Wie profitiert das Unternehmen von einem New Work Leader?
Salecker: Die Arbeit verteilt sich, es ist nicht mehr alles so Problem geladen. Gleichzeitig wird auch das Arbeitsklima besser, weil die Leute sich geschätzt fühlen, mehr Ideen entwickeln, das Unternehmen mitgestalten. Dadurch verbinden sie auch wieder mehr mit dem Unternehmen.
Höll: Wie können Führungskräfte Zweifel bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Weg räumen, die einem Neustart und positivem Mindset noch im Wege stehen?
Salecker: Das ist für viele Unternehmen eine Herausforderung. Es gibt vier Dinge, die man im Kopf haben sollten, wenn man etwas verändern will. Zum einen, dass man mit den Mitarbeitern darüber spricht, wieso man etwas macht und welche Vorteile diese für die Menschen haben. Es braucht zudem eine Vorbildfunktion, die Führungskraft muss selbst den eingeschlagenen Weg verfolgen. Außerdem muss man schauen, ob die Mitarbeiter überhaupt die benötigten Skills haben. Das letzte ist, Bewertungssysteme zu haben. Man sollte sich nicht nur Ziele setzen, die man erreichen kann, sondern auch Ideen wie man diese erreichen kann.
Höll: Gerade in Krisensituation erwarten Mitarbeitende von ihren Chefs vermehrt Empathie und Kommunikationsfreudigkeit - einen Positive Leader. Wie schafft man das?
Salecker: Ich denke ganz wichtig ist es, dass Führungspersönlichkeiten Zuversicht stiften können, gerade in einem Ausnahmezustand wie der Corona-Krise. Zuversicht im Sinne von Zukunftsbilder, Vertrauen in sich selbst und in die nächsten Schritte zu haben. Das ist auch etwas, was Mitarbeiter bindet und Unternehmen stärker macht. Man sollte Erfolgsgeschichten erarbeiten und schauen, was man denn schon alles geschafft hat und sich dieser Erfolge bewusstwerden und schauen, wie man das jetzt nutzen kann, um einen weiteren Schritt zu kommen.
Höll: Junge Arbeitnehmende bevorzugen bei ihrer Stellenwahl immer mehr ein Unternehmen, das Gleichstellung und Toleranz lebt. Wie kann ich mich als Führungskraft in diesen Bereichen weiterbilden?
Salecker: Wichtig ist, dass man mit verschiedenen Grüppchen ins Gespräch kommt und dafür sorgt, dass diese Bewusstheit im Unternehmen besteht und weiterwächst. Man muss auf Biases achten und auch psychological safety schaffen, damit sich alle wohlfühlen. Die neue Generation beschäftigt sich außerdem viel mehr mit der Frage nach Sinn und Nachhaltigkeit. Das muss gar nicht heißen, dass alle nur noch im EMobility arbeiten, aber ich denke, die Frage wozu die Arbeit gut ist, wie gestaltet sie unser Leben, wie führt das Arbeitszeitmodell dazu, dass es uns gut geht, wird wichtiger.