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Foto: Claudia Nehm | IHK Karlsruhe

 

NextGenLeaders bei der HÖLL Office GmbH

Der Abend bot eine Austauschplattform für zahlreiche Nachfolgerinnen und Nachfolger, die betreute dort internationale Kunden in den Bereichen Strategie, HR und Unternehmenskultur. Der Wechsel ins Familienunternehmen bedeutete eine enorme Umstellung – weg von global agierenden Konzernen hin zu einem mittelständischen Betrieb in der badischen Provinz mit 50 Mitarbeitenden. Kurz bevor ihr Vater 2019 während einer Reise in Südfrankreich verstarb, hatte sie sich dennoch mit ihm auf eine halbjährige Hospitanz für die zweite Jahreshälfte verständigt, in der Erwartung anschließend wieder in die weite Welt international agierender Unternehmen zurückzukehren.

 

Von der Strategieberatung zum Familienunternehmen

Herausforderungen in der Trauerphase

Die Entscheidung, das Familienunternehmen zu führen, fiel inmitten der Trauerphase. Gemeinsam mit ihrer Mutter, die als Gesellschafterin weiterhin mitaktiv ist, und zunächst auch mit ihrem Onkel, leitete Carolin Höll den Familienbetrieb. Mit nur 29 Jahren die Geschäftsführung zu übernehmen, stellte Carolin Höll vor einige Herausforderungen. Skepsis im Team war spürbar: eine junge Frau mit Unternehmensberatungshintergrund als neue Chefin? Viele befürchteten eine zu rigide Führungsweise. Doch Höll bewies Überzeugungskraft und etablierte ihren eigenen, partizipativen Führungsstil. Sie nahm sich in den ersten fünf Monaten intensiv Zeit für Gespräche mit jedem und jeder einzelnen Mitarbeitenden, um deren Motivation und Bedürfnisse zu verstehen. Zusätzlich stellte sich die Herausforderung, Rollenbilder neu zu definieren und die verschiedenen Geschäftsbereiche auf den Prüfstand zu stellen, die wenig erträglichen abzustoßen und die übrigen zu synchronisieren. Die HÖLL Office GmbH steht heute auf vier Säulen: IT-Dienstleistungen, von der Einrichtung bis zum Service, Druck- und Kopierlösungen, Raumgestaltung und Arbeitswelten, wo Unternehmen dabei unterstützt werden, moderne und motivierende Arbeitsumgebungen zu schaffen und schließlich noch Bürobedarf, der von Aktenvernichtern bis zur Hafermilch alles liefern kann. Zusätzlich betreibt das Unternehmen eine Papeterie am Sonnenplatz in der Baden-Badener Innenstadt mit den Schwerpunkten Schule, Schenken und Schreiben.
Mit der Zeit wünschte sich Carolin Höll einen Sparringspartner an ihrer Seite. 2023 entschloss sich darum ihr Mann, ein gebürtiger Baden-Badener, der zuvor als Unternehmensberater in München und anschließend als Leiter der Unternehmensstrategie eines Start-ups in Berlin tätig war, ins Familienunternehmen einzutreten. Insgesamt sieht Carolin Höll die Nachfolge trotz aller Herausforderungen als ein Geschenk an. Mit ihrer Vision, moderne Arbeitswelten zu gestalten, hat sie das Unternehmen, das 2025 sein 50-jähriges Bestehen feiert, in den vergangenen Jahren erfolgreich weiterentwickelt.

 

Netzwerken als Erfolgsfaktor
Die Veranstaltung „NextGenLeaders trifft Unternehmensnachfolge“ war eine Idee von Carolin Höll, mit der sie auf die IHK zukam und dort auf offene Ohren stieß. Nachfolgeberater Hauke Schmidt erinnert sich: „Bei den letztjährigen Frauenwirtschaftstagen hatte eine junge zukünftige Nachfolgerin bereits eine ähnliche Idee mit uns diskutiert und wir hatten gerade begonnen, zu planen. Umso willkommener war Carolins Angebot, die erste Veranstaltung bei ihr stattfinden zu lassen.“ Der Austausch mit Gleichgesinnten ermöglicht es, aus den Erfahrungen anderer zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Das Format wurde moderiert von Michael Baukloh, Teamleiter Gründung, Wachstum, Nachfolge und International bei der IHK. In der Diskussionsrunde wurde beispielsweise die Frage aufgeworfen, welche Rolle eine externe Moderation in der Unternehmensnachfolge spielen kann. Gerade in Familienunternehmen sei es von entscheidender Bedeutung, die richtigen Strukturen zu finden, um die Kommunikation und Zusammenarbeit zu fördern, ohne dass Mitarbeitende Führungskräfte gegeneinander ausspielen. Da kann Unterstützung von außen durchaus hilfreich sein. Allerdings passt es nicht für jede Konstellation. Auch das Hinzuziehen von Fachleuten für spezielle Themen wie rechtliche, steuerliche oder auch technologische Herausforderungen könne helfen, den Erfolg langfristig zu sichern. Ein Exkurs von Theresa Ernst, die gerade dabei ist, den Wechsel von einem Konzern ins Familienunternehmen Immobilien Regional AG zu vollziehen, zeigte, dass die Entscheidung zur Nachfolge nicht nur mit persönlichen Überlegungen, sondern auch mit der Notwendigkeit verbunden ist, sich in einer neuen Rolle zu finden und das nötige Standing zu erarbeiten. Es wurde betont, dass der Austausch über regionale Netzwerke für junge Nachfolgerinnen und Nachfolger besonders wertvoll sei, da so nicht nur Erfahrungen geteilt werden, sondern auch ein gegenseitiges Verständnis für die Herausforderungen des Unternehmenswachstums und der Nachfolge entwickelt werden könne. Alle waren sich einig: Nach dem erfolgreichen Auftakt soll die Veranstaltungsreihe fortgesetzt werden und das nächste Treffen ist für den Herbst geplant. Baukloh schlug vor, dass auch Sonderformate denkbar wären, in denen Expertinnen und Experten zu spezifischen Themen eingeladen werden.

Quelle: WIMA | IHK 5-2025 15